Sonntag, 10. Juni 2007

Ich hab' da schon mal 'was vorbereitet...

Würde ich durch das Anschauen von Kochsendungen satt werden, so müsste ich mir nie wieder die samstäglichen Schlangen in der Kaufhalle, die Interviews der VerkäuferInnen (VK:"Kundenkarte oder Herzchen?" ich: NEIN!!!) und das Schleppen der Beutel antun. Meine 'Lieblingssendung' erhebt freitags gegen 23.00 Uhr ihr Antlitz: das Johannes-B.-Kerner-Kochstudio. Fünf Meisterköche, jede/r mit eigenem Outfit, braten, pochieren oder schnippeln um die Wette. Johannes B. springt dabei lustig von Koch zu Koch, gibt Kommentare, erwähnt permanent, dass er ja Linkshänder ist (ganz ruhig Johannes B. - Du bist nicht allein) und fragt das gierige, nach jedem Pröbchen heischende, Publikum ungefähr nach der Hälfte der Sendezeit, ob die Luft im Studio nicht etwas trocken sei. Der aufmerksame Trinker erkennt darin natürlich die Ankündigung zum Gratis-Champagner...obwohl wohl eher Sekt gereicht werden wird ,-). Doch bevor sich das Publikum den Geist vernebelt, applaudiert es bei jedem angekündigten Tier, das später auf seinem Pröbchen-Teller landet: Des koscht ja nix ;-) Der Snack zwischendurch läuft montags bis freitags: Das perfekte Dinner. Wildfremde kredenzen Wildfremden mehr oder weniger gelungene Leckerlies. Manchmal möchte ich einfach nur wegsehen, desöfteren schäme ich mich fremd. Eigentlich, so finde ich, geht es auch gar nicht so groß ums Kochen: Vielmehr sollte die Sendung den Titel 'Die perfekte Küche' tragen. Die Spannbreite reicht von eins ("oh, Küche, ich dachte, das ist die Toilette) bis zehn ("ach, so eine Küche steht im Ritz Carlton auch). Dazwischen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Eine besondere Herausforderung stellen Vegetarier den Amateurköchen, die davon ausgehen, dass das gelungene vegetrische Mahl aus zwei Kilo gratiniertem Etwas bestehen muss oder die einfach das Fleisch weglassen..hmm..schmecken schon gut, die Kartoffeln mit trockenem Brokkoli. Einziger Trost am Ende: Es gibt eine Aufwandsentschädigung von 1500 €. Dafür kann man schon mal 'was zusammenrühren. Vor dem perfekten Dinner stellt Tim Mälzers Freundin nobelpreisverdächtige Fragen. Nebenbei kocht Tim in zwanzig Minuten ein 13-Gänge-Menü und muss nach der Sendung bestimmt ans Sauerstoffgerät angeschlossen werden. Der Klassiker allerdings läuft nur noch in Wiederholungsschleife: Alfredissimo. Der prominente Gast hat es ganz leicht: Alfred Biolek sagt zu allem HMMMMM. Obwohl er auf ein nuanciertes HMMMM besteht..je nach Grad der auf ihn zukommenden Magenverstimmung. Mittwochs gibt es dann nur Stulle mit Brot, ach nein, das ist die Supernanny, die Fast-Food-Familien beim Versuch, ein Abendbrot zu gestalten, zuschaut. Na dann 'Bon appétit'!